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Für jedes Kind in Europa die richtige Arznei

Für jedes Kind in Europa die richtige Arznei

Internationale Teams der Kinderformularien zu Gast in Erlangen

Kinder haben, ebenso wie Erwachsene, das Recht auf eine sichere und wirksame Arzneimitteltherapie. Dafür benötigen Kinderärztinnen und -ärzte einen unkomplizierten Zugang zu verlässlichen Informationen über die jeweils passende Dosis, potenzielle Wechsel- und Nebenwirkungen. Dieser äußerst wichtigen Aufgabe kommt die Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Uniklinikums Erlangen in besonderer Weise nach: Unter Leitung von Prof. Dr. Antje Neubert haben die Expertinnen und Experten das Kinderformularium.DE aufgebaut und etabliert. Auf dieser Plattform kann pharmazeutisches und medizinisches Personal in Deutschland kostenlos alle Informationen abrufen, die für die Arzneimitteltherapie der jungen Patientinnen und Patienten erforderlich sind. Das Erlanger Team steht in engem Austausch mit seinen Kolleginnen und Kollegen der Kinderformularien in den Niederlanden, in Österreich und Norwegen.

In jedem der vier Länder gibt es eine solche Plattform, auf der evidenzbasierte Arzneimittelinformationen für die Kinder- und Jugendmedizin kostenfrei verfügbar sind. Die erste Datensammlung wurde bereits 2008 in den Niederlanden initiiert (www.kinderformularium.nl). Seit 2017 kooperiert die Arbeitsgruppe Arzneimitteltherapiesicherheit (Leiterin: Prof. Dr. Antje Neubert) der Kinderklinik des Uniklinikums Erlangen mit dem niederländischen Team und konnte 2021 mit www.kinderformularium.de online gehen. Österreich und Norwegen folgten noch im selben Jahr mit www.kindermedika.at und www.koble.info. Gemeinsames Ziel ist es, abgestimmte evidenzbasierte Dosierungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche aller Altersklassen kostenfrei bereitzustellen. Dafür werden zusammen Inhalte erarbeitet und jeweils um länderspezifische Informationen, z. B. zur Zulassung (Off-Label- bzw. On-Label-Use) und zu im Handel befindlichen Präparaten, ergänzt.

Treffen in Erlangen: Gründung eines internationalen Konsortiums

Neben regelmäßigen Onlinemeetings treffen sich die Expertinnen und Experten auch einmal im Jahr persönlich – 2024 in Erlangen. Drei Tage lang wurde intensiv debattiert und recherchiert. Neben inhaltlichen Workshops, z. B. zur Optimierung von Literaturrecherchen als Basis für die Entwicklung neuer Dosierungsempfehlungen im Off-Label-Bereich, stand diesmal auch die konkrete Umsetzung der Zusammenarbeit als internationales Konsortium auf der Tagesordnung und es konnte nun offiziell beschlossen werden. „Das diesjährige Treffen war wieder eine tolle Gelegenheit, sich persönlich über die Herausforderungen in den unterschiedlichen Ländern hinsichtlich der Bereitstellung einer kostenfreien Dosisdatenbank und deren Inhalte auszutauschen“, berichtete Gastgeberin Antje Neubert. „Wir können viel voneinander lernen, um die Arzneimitteltherapie bei Kindern und Jugendlichen in ganz Europa sicherer zu machen.“

Deutschland: Finanzierung in Gefahr

Die deutsche Plattform Kinderformularium.DE ging aus dem Aktionsplan des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland hervor. Der Aufbau wurde vom BMG und mit Forschungsmitteln der Kinderklinik des Uniklinikums Erlangen unterstützt. Inzwischen ist die Plattform deutschlandweit etabliert und wird täglich von fast 1.200 Nutzerinnen und Nutzern besucht. „Das Kinderformularium.DE ist zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel in der täglichen Arbeit der Kinderärztinnen und -ärzte geworden. Obwohl die Resonanz sehr positiv ist, besteht in Deutschland im Gegensatz zu den anderen Ländern noch keine dauerhafte Finanzierung. In unseren Partnerländern ist die Finanzierung über die Gesundheitsministerien beziehungsweise die Krankenkassen für mehrere Jahre gesichert. Wir hingegen kämpfen weiterhin für eine längerfristig belastbare Übernahme der Kosten“, so Prof. Wölfle, der als Mitglied des Expertenrats und als Direktor der Kinderklinik des Uniklinikums Erlangen gleich zwei Funktionen innerhalb des Kinderformularium.DE innehat.

Unterstützt werden die Erlanger Expertinnen und Experten bei Ihren Bemühungen von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. „Die Sicherung der Finanzierung durch Mittel aus dem Bundeshaushalt zumindest für dieses Jahr und die unlängst erfolgte Gründung der Stiftung Kinderarznei sind für uns Hoffnungsschimmer auf dem steinigen Weg der Verstetigung dieses Projekts, das für die Arzneimitteltherapie im Kindes- und Jugendalter enorm wichtig ist“, betonte Prof. Neubert.

Website der Stiftung Kinderarznei: www.stiftung-kinderarznei.de

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Antje Neubert
09131 85-36874
formularium.kinder(at)uk-erlangen.de